Rollmaterialbeschaffung
Die BLS harmonisiert ihre Flotte
Die BLS beschafft bei Stadler 52 neue Züge des Typs Flirt. Damit ersetzt sie über 40 ältere Fahrzeuge und stellt den Ausbau des Regionalverkehrs im Kanton Bern sicher.
Die BLS bestellt 52 neue Züge des Typs Flirt der neusten Generation beim Schweizer Schienenfahrzeughersteller Stadler. Damit ersetzt die BLS drei ältere Fahrzeugtypen und vereinheitlicht ihre Flotte: Künftig besteht der Fahrzeugpark aus 25 Lötschbergern, 36 NINA-, 31 MUTZ-Zügen und 52 neuen Zügen des Typs Flirt. Die Instandhaltung, der Betrieb und die Einsatzplanung werden damit stark vereinfacht. Mit den neuen Zügen kann die BLS ebenfalls den von den Bestellern geplanten Ausbau des Regionalverkehrs im Kanton Bern sicherstellen und im Kernperimeter der S-Bahn Bern den Viertelstundentakt umsetzen.
Züge für S-Bahn und RegioExpress
Die BLS setzt 28 der neuen Züge auf verschiedenen S-Bahn-Linien um Bern ein, 24 Züge sind für den RegioExpress-Verkehr bestimmt. Damit die BLS die Einheitlichkeit ihrer Flotte langfristig sicherstellen kann und für künftige Entwicklungen gerüstet ist, kann sie mittels Optionen weitere Züge des gleichen Typs bei Stadler nachbestellen. Für einen allfälligen Betrieb von IC-Linien wie Basel–Brig oder Basel–Interlaken eignen sich Flirt-Züge nicht. Dafür müsste die BLS eine neue Beschaffung auslösen. Flirt-Züge eignen sich hingegen für den Betrieb von RegioExpress-Linien, zum Beispiel Bern–Neuenburg–Le Locle. Und zwar unabhängig davon, ob das Bundesamt für Verkehr die Linie als Fernverkehrs- oder als Regionalverkehrslinie kategorisiert.


Anrecht auf Bundesbürgschaften
Der Kauf von 52 neuen Flirt-Zügen ist die grösste Rollmaterialbeschaffung in der Geschichte der BLS. Dafür investiert die Bahn rund 583 Millionen Franken. Damit die BLS am Finanzmarkt Geld zu fairen Bedingungen beschaffen kann, hat sie Anrecht auf Bundesbürgschaften. Eine Fahrzeugbeschaffung verändert ebenfalls den Abgeltungsbedarf der einzelnen Linien im regionalen Personenverkehr. Die Bestellerkantone und das Bundesamt für Verkehr mussten darum der BLS die für die Beschaffung notwendige Mittelzusage erteilen.
Öffentliches Beschaffungsverfahren
Die BLS hat den Auftrag gemäss den Vorgaben des öffentlichen Beschaffungswesens ausgeschrieben. Die Bewerber mussten rund 100 Muss-Kriterien und 1400 Soll-Kriterien erfüllen. 40 Auswertungsteams haben die Offerten in rund 50 Workshops geprüft. Mit einem klaren Resultat: Stadler hat praktisch in allen Bereichen am besten abgeschnitten.
GRI G4-12
«Der Auftrag ist einer der grössten, den wir je gewonnen haben»

«Die BLS ist inzwischen eine unserer besten Kunden. Es ist wichtig, dass wir solche Aufträge gegen starke internationale Konkurrenz im Land behalten können.»
Peter Spuhler, warum ist Ihr Zug genau der richtige für den RegioExpress- und S-Bahn-Verkehr der BLS?
Für die BLS haben wir eine neue Generation an Zügen geschaffen, die zum Beispiel mit grossen Scheiben und gutem Fahrgast-Informationssystem sehr kundenfreundlich sind. Die neue Generation besticht zudem durch eine hohe Beschleunigung, tiefe Wartungs- und Energiekosten, Letzteres auch bedingt durch ein tiefes Gewicht.
Welche Bedeutung hat dieser Auftrag für Ihr Unternehmen?
Eine sehr grosse. Ich mache den Job jetzt seit 30 Jahren, der Flirt-Auftrag der BLS ist einer der fünf oder sechs grössten, die wir je gewonnen haben. Der Schweizer Markt ist zusammen mit Deutschland nach wie vor der wichtigste für uns. In der Schweiz hatten wir immer wieder die Möglichkeit, neue Fahrzeugkonzepte bis zur Marktreife zu entwickeln und zu verkaufen – und dann damit in den Export zu gehen. Die BLS ist inzwischen einer unserer besten Kunden. Es ist wichtig, dass wir solche Aufträge gegen starke internationale Konkurrenz im Land behalten können.
Die Konkurrenz aus dem Ausland wird immer härter. Macht Ihnen das Sorgen?
Die Grösse einer Unternehmung ist nicht zum vornherein ein Vorteil. Schon gar nicht im heterogenen Bahnmarkt Europa, wo jede Bahn andere strecken- und kundenspezifische Anforderungen stellt. Wir sind in der Lage, sehr rasch und professionell darauf einzugehen.
Peter Spuhler ist Verwaltungsratspräsident der Stadler