Fernsteuerung

Die BLS zentralisiert die Steuerung der ­Bahninfrastruktur

Ab 2023 steuert die BLS ihre Infrastruktur zentral von Spiez aus. Das führt zu einer Effizienz­steigerung des Schienenverkehrs. Gleichzeitig sind die Arbeitgeberin BLS und rund 100 ihrer Mitarbeitenden dadurch vor neue Herausforderungen gestellt. Durch langfristige Planung und individuelle Gespräche wird gemeinsam nach fairen Lösungen ­gesucht.

Die Bahninfrastruktur besteht aus wesentlich mehr als nur Schienen, Schotter und Fahrleitungen. Das Betriebsleitsystem, die Leittechnik sowie die Sicherungs- und Gleisanlagen bilden ein hochkomplexes System, das ganzjährig rund um die Uhr funktionieren muss. Bis 2023 verlegt die BLS alle heute noch dezentralen und vor Ort bedienten Steuerungsanlagen nach Spiez. Von dort aus wird der Verkehr auf dem 520 Kilometer grossen Schienennetz, dessen Betrieb die BLS verantwortet, ferngesteuert. Dadurch können die Züge innerhalb grösserer Strecken­enabschnitte gelenkt werden, was zu einer besseren Auslastung und somit mehr Kapazität der Infrastruktur führt.

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Der Ausbau der Bahninfrastruktur ist ein Weg, um den Verkehrsprognosen gerecht zu werden. Ein anderer ist die Lenkung von Zügen über grössere Infrastrukturabschnitte hinweg: Sie führt zu einer besseren Auslastung der Trassen.
Bahnhöfe werden technisch aufgerüstet

Ob im Personen- oder Güterverkehr, ob BLS-Züge oder Züge anderer Transportunternehmen: Von der Fernsteuerung profitiert das Gesamtsystem. Angesichts der Prognosen im Schienenverkehr, die von 40 Prozent Wachstum und mehr bis 2030 ausgehen, ist dies neben dem wichtigen Infrastrukturausbau ein notwendiger Schritt. Das Vorhaben leuchtet auch finanziell ein, denn durch die Fernsteuerung spart die BLS langfristig rund 20 Millionen Franken jährlich.

2017 erfolgte die Integration der Bahnhöfe Goppenstein, Bern Bümpliz Nord und Zweisimmen in die Spiezer Zentrale. Die technischen Anlagen – dazu gehören Signale, Weichen, Barrieren und die Steuerungssysteme – hat die BLS vorgängig im Rahmen von Bahnhofmodernisierungen so ausgestattet, dass die Integration überhaupt möglich wurde. Insbesondere in der Region Emmental (Sumiswald-Grünen, Menznau, Hasle-Rügsau, Biglen und Brenzikofen), aber auch zwischen Burgdorf und Solothurn (Kirchberg-Alchenflüh, Gerlafingen und Biberist Ost) stehen diese Arbeiten noch bevor.

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Betriebszentrale Spiez: Von hier aus wird mittlerweile ein grosser Teil der BLS-Infrastruktur zentral gesteuert.
BLS nimmt Verantwortung wahr

Für rund 100 BLS-Mitarbeitende stellt die Integration eine grundlegende Veränderung dar. Fahrdienstleiter, Betriebs­disponentinnen oder Weichen­steller können ihre Funktion nicht mehr wie gewohnt ausüben. 2017 wechselten 35 Mitarbeitende aufgrund der Aufhebung ihrer Stelle den Arbeitsort, die berufliche Funktion oder den Arbeitgeber. In den nächsten Jahren müssen sich weitere 45 Mitarbeitende dieser Veränderung stellen.

Die BLS nimmt ihre Verantwortung als Arbeitgeberin wahr und unterstützt die Betroffenen. In individuellen Gesprächen sucht sie nach fairen Lösungen, sei dies durch einen Wechsel in die Betriebszentrale Spiez oder eine neue Funktion in der Flächenorganisation (siehe Kasten). Einige finden neue Aufgaben innerhalb der BLS, etwa in einem der 26 Reisezentren oder bei den Liegenschaften. Durch das gute Kontaktnetzwerk der Vorgesetzten konnten einzelne Mitarbeiter zu anderen Transportunternehmen vermittelt werden, zum Beispiel wenn ein Arbeitsplatz in Spiez geografisch keinen Sinn macht. In vereinzelten Fällen hat sich zudem die frühzeitige Pensionierung als passende Lösung herausgestellt. Auf diese Weise setzt die BLS alles daran, Entlassungen zu vermeiden.

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Personelle Dezentra­lisierung

Die Fernsteuerung von Spiez aus bedeutet nicht, dass es keine Infrastruktur-Mitarbeitenden in den BLS-Regionen mehr braucht. Im Gegenteil: Die Flächenorganisation wird in Form von verschiedenen Einsatzteams aufgebaut, denn nur so können die Verantwortlichen bei Störungen und Ereignissen rasch vor Ort sein. Die dezentral verankerten Teams überprüfen zudem regelmässig die tech­nischen Komponenten an den Bahnhöfen und halten die Aushänge für die Fahrgast­information auf dem aktuellen Stand.

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Betriebssicherheit

Keine Zugskollision, zwei Entgleisungen

Im Jahr 2017 hat die BLS nur wenige Unfälle und dabei keine Zugskollision verzeichnen müssen. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Bern, vor dem Lorraineviadukt, entgleiste im März 2017 ein S-Bahn-Zug. Verspätungen und Zugsausfälle waren die Folge, Personen wurden nicht verletzt. Ursache war ein Ermüdungsbruch der Weichenzunge. Anfang Juni entgleiste zudem ein RegioExpress-Zug bei Entlebuch nach einem Erdrutsch. Auch dabei wurden keine Personen verletzt.

Mehr Ereignisse auf Bahnübergängen

Zu beobachten war allerdings eine starke Zunahme von Ereignissen oder Beinahe-Ereignissen auf Bahnübergängen. So kam es in Interlaken durch eine veränderte Verkehrsführung beim Bahnübergang Marktgasse vermehrt zu gefährlichen Situationen. In einem Fall stiess ein Reisezug mit einem Auto zusammen. Gemeinsam mit den Behörden setzt die BLS Massnahmen um, um die Situation zu entschärfen.